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Uffff.... ist alles was aus mir gerade herausströmt. Die Fährenüberfahrt Termini Imerese – Civitavecchia liegt hinter uns. 24 Stunden vollgepackt mit unnatürlichen Reizen in seinem ganzen Format: Klimaanlagen, Zigarettenrauch, lärmende Passagiere, Dauer-Smart-Phone Nutzer, grelles Licht, Lautsprecherdurchsagen, Motorengetöse,....
Um es uns so vertraut wie möglich zu machen, haben wir uns wieder für die Überfahrt mit der Forza entschieden, wie beim letzten Mal. Das Schiff ist überschaubar und wenn wir oben parken können,
ist es sogar möglich unsere Fahrzeuge im Blick zu haben. Was wir nicht vorhergesehen haben, waren die komplett konträren Check-In Gegebenheiten. Die Fähre wurde vollgestopft mit LKWs. Auf etwa 50
LKWs kam ein Auto bzw. Campingmobil. So etwas habe ich noch nie erlebt und ich bin schon mit einigen Fähren gefahren. Aber alles von Anfang an.
Jedenfalls sind wir „autisten like“ 4 Stunden vor Check-In Beginn am Hafen von Termini Imerese. Dort dürfen wir gleich das erste Mal warten. Ticketschalter geschlossen, Hafeneinfahrt vom
Sicherheitsmann verwehrt. In 2 Stunden können wir wieder kommen.
Wie wir mit jetzt wissen, ist der Hafen am Samstag Abend die selbsternannte Rennstrecke für Motoroller jeglicher Art der Jugend aus Termini. Der Versuch hier zu ruhen, während hupend, lärmend und sich selbst überholend Roller direkt an VW Bus und Campingmobil vorbeibrausen – ist vergebens.
Immerhin, einige Augenblicke Augenpflege (soll heißen Augenkissen und Dunkelheit) mit Rollerpause und Parken in unmittelbarer Nähe sind uns gewährt. Gegen 22.30h bin ich dem ersten Tob/Wein-Krampf nahe – also Motoren starten, rein ins Hafengelände und Tickets ausdrucken lassen.
Die Fähre ist bereits da (immerhin) und wird auch schon entladen (sehr gut). Somit reihen wir uns nach einer Weile, wie die wenigen anderen „normalen“ PKW Passagiere in die Warteschlange fürs
Boarding ein.
Etwa 2 Stunden später haben wir uns genau 50 Meter bewegt und stehen nun unmittelbar vor der Fähre wo wir Brummi um Brummi zuwarten dürfen. LKW um LKW wird verladen und für uns heißt es wieder warten und „no inglese“ als ich den Fährenmitarbeiter darauf anspreche, wann wir denn jetzt an Board fahren können. Der Mitarbeiter stellt sich fremdsprachenuntauglich und fummelt lieber fortwährend an seinem Smartphone herum, statt seiner eigentlichen Arbeit nachzugehen und aufmerksam zu sein für die passende Gelegenheit uns an Board zu navigieren – in meiner Welt ein klarer Fall für geht garnicht! - Tobsuchtsanfall Nr. 2 ist gerade im entstehen. Ich steige sicherheitshalber schon mal aus meinem VW Bus aus – stampfe, hüpfe und schimpfe vor mich hin – der Mitarbeiter sucht das Weite....
Sonntag Nacht – 1.15h – 45 Minuten vor Abfahrt werden wir endlich an board gewunken und finden uns kurze Zeit später eingepfercht zwischen Brummis wieder. In Gesicht meines Reisegefähren sehe ich
jetzt die Anzeichen für einen atomaren Supergau seinerseits. Er fackelt nicht lange rum, macht es dem Ätna gleich (noch sind wir ja in seinem Hoheitsgebiet) und emotionalisiert gleich mal in die
Runde.
Dem Himmel sei dank haben wir uns bei dieser Überfahrt für eine Kabine mit Meerblick entschieden und ewige emotional sehr aufgewühlte Momente später haben wir endlich unsere „little privat space“
erreicht...was für eine Strapaze. Wir drücken uns gegenseitig die Hand und sind dankbar heil und sicher an Board zu sein und das wir uns trotz absoluter Reizüberflutung und Übermüdung durch
unsere starken Emotionen durchnavigieren konnten.
Komplett zugestöpselt mit meinen Silikonohropax schlafe ich zwischen Motorgebrumme und Klimaanlagengesumme einige Stunden durch und bin zum etwa 100sten Mal heilfroh über die Kabine.
Durchschnaufen, alleine sein, ruhen, regenerieren, so gut es eben geht. Das Schiff brummt, die Klimaanlage summt weiter vor sich hin. Essen haben wir mitgebracht. Viel Bewegungsfreiheit gibt es
auf dem Schiff nicht. Auf der Stufe zum Oberdeck finden wir eine Absperrung mit dem Schild „crew only“ - na super.
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15.30h. Zwischen 100ten LKW Fahrern, die beinahe so aufgeregt brummen wie ihre Fahrzeuge zu warten, ist wieder alles andere als ein Waldspaziergang. Als die Treppe in den Laderaum endlich ihre Pforten öffnet und die Meute runterströmt, warten wir freiwillig noch ein paar Augenblicke und dann gehen wir runter, machen unsere Gefährten startklar und sich heilfroh, das die meisten Brummis bereits runtergerollt sind und wir ihnen nun hinterher fahren können. Einige 100 Meter nach dem Hafengelände der erste STOP auf einem kleinen Parkplatz. Durchatmen. Ordnung schaffen. Orientieren.
Wir entscheiden den ersten Stellplatz anzusteueren, der sich uns bietet und finden uns etwa 30 Minuten später am Rande eines Eichenwaldes zwischen Schmetterlingen, Sträuchern und Schatten wieder.
Wir haben es geschafft!!
Meine Gehirnwellen normalisieren sich, mein Nevensystem kann den Alarmmodus wieder verlassen, die Anspannung löst sich etwas, die Erschöpfung macht sich bemerktbar. Jetzt noch in Ruhe und Langsamkeit etwas essen, einige Schritte spazierengehen – das ist alles was ich will und brauche. Die Aufmerksamkeit darf wieder absichtlos sein, ich habe Erde unter den Füßen und lasse mir die Ohren freizwitschern. Gut gemacht!